Wie in unserem letzten post, erwähnt, spielt Licht eine große Rolle bei unserer Farbwahrnehmung.
Heute werden wir uns mit der Farbwissenschaft in der Fertigung und Fotografie befassen. Es geht insbesondere darum, wie sich die Reflexions- und Absorptionseigenschaften eines Objekts und die Technologie zur Betrachtung dieses Objekts auf unsere Farbwahrnehmung auswirken können.
Reflektierend oder nicht reflektierend – das ist die Frage.
Die von einem Objekt absorbierten und reflektierten Farben hängen von seinem Material – ist es Metall, Kunststoff oder Stoff? – und von den Druckfarben oder Farbstoffen ab, mit denen es „gefärbt“ wurde. Wenn man das Material des Objekts oder die Rezeptur der Farbstoffe und Druckfarben ändert, ändern sich die Reflexionswerte und somit auch die Farben, die wir sehen.
Dieser Umstand stellt eine große Herausforderung für die Fertigungsindustrie dar.
Denken Sie an die Montage von Kopfhörerteilen, die in verschiedenen Werken hergestellt wurden. Es ist nicht leicht, die gleiche Farbe auf verschiedenen Materialien zu erzielen. Nur weil die Ohrpolster aus Leder, das Kopfpolster aus Schaumstoff und die gedruckten Seitenteile aus Metall unter Werksbeleuchtung scheinbar farblich zueinander passen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie bei Leuchtstofflicht im Geschäft, draußen bei Sonnenlicht oder zuhause bei ihrem neuen Besitzer farblich zueinander passen.
Für den Kunden ist es aber sehr wichtig, dass sie ZUSAMMENPASSEN. Würden Sie eine Flasche Vitamine nehmen, wenn die Hälfte von ihnen einen Ton heller aussieht als die anderen? Würden Sie Nudeln kochen und essen, wenn Sie beim Öffnen der Packung feststellen, dass die Hälfte von ihnen etwas heller braun ist? Vermutlich nicht!
In der Fertigung ist die Farbabstimmung das A und O. In Lichtkabinen kann man Teile nebeneinander legen und die Lichtart ändern, um zu erkennen, wie die Farben aussehen und ob sie ohne die trügerische Wirkung der Umgebungsfarben immer noch übereinstimmen.
Sehen Sie sich diese Bilder des ColorChecker an. Jede Aufnahme wurde mit einer anderen Lichtquelle in der Lichtkabine SpectraLight QC von X-Rite gemacht.
Farbwahrnehmung in der Digitalfotografie
Ebenso wichtig ist die Farbwahrnehmung in der Fotografie. Wer möchte schon auf seinem Geburtstagsfoto ein grünes Gesicht haben? Die Erfassung genauer Farben mit einer Kamera setzt die richtige Einstellung der Weißbalance voraus.
Wie bereits in meinem Beispiel zu „weißem Papier“ erwähnt, sieht Weiß gleich aus, wenn wir keinen Referenzpunkt haben, der unseren Eindruck ändert. Kameras arbeiten genauso. Inzwischen wissen Sie, dass Gegenstände in frühem Sonnenlicht gelblicher, bei Tageslicht dunkler und bei Neonlicht grünlicher aussehen. Durch die Einstellung der Weißbalance (Weißabgleich) weiß die Kamera, was wirklich Weiß ist, und kann die richtigen Farben auf Basis der Lichtquelle erfassen.
Obwohl viele Digitalkameras eine Funktion für automatischen Weißabgleich für verschiedene Szenen, wie draußen, drinnen und Mondlicht, haben, ist sie nicht sehr genau. Die sicherste Methode zur richtigen Farberfassung ist eine Weißabgleichskarte wie ColorChecker von X-Rite, um den Weißabgleich vor jeder Aufnahme manuell in Ihrer Kamera einzustellen. Üblicherweise zoomt man auf die Weißabgleichskarte und drückt auf die Taste für den Weißabgleich bzw. wählt diese Option im Menü aus. Danach erkennt man, dass sich das Motiv „neutralisiert“, und weiß, dass alles in Ordnung ist.
Durch Technologie wird alles noch verwirrender.
Technologie kann ein Segen oder Fluch für die Farbkommunikation sein. Haben Sie sich beim Gang durch einen Elektrogroßmarkt jemals gefragt, warum die Farben auf jedem Fernsehbildschirm – selbst vom gleichen Hersteller – völlig anders aussehen?
Obwohl moderne Technologie eine großartige Hilfe für schnelle und einfache Kommunikation ist, kann sie für Beschäftigte in der Farbenindustrie große Probleme darstellen. Denken Sie an alle Geräte zur Anzeige von Farben: Fernseher, Computer, Smartphone, Tablet, Drucker usw. – auf jedem Gerät sehen Farben etwas anders aus. Elektronische Geräte arbeiten nach dem additiven Farbmodell, Drucker nach dem subtraktiven Farbmodell. Die Auflösung variiert; die Geräte verwenden verschiedene Farbräume und Gleichungen zur Umrechnung.
Die korrekte Anzeige von Markenfarben kann eine haarige Angelegenheit sein!
Dabei hilft das Farbmanagement durch die Erstellung von Datendateien zur Beschreibung der charakteristischen Eigenschaften jedes Digitalgeräts. Diese Dateien, so genannte „Profile“, ermöglichen den Farbabgleich – beispielsweise zwischen Monitor und Ausdruck, zwischen einer Originalfotografie und einer digitalen Datei und auch zwischen zwei Ausdrucken, die auf verschiedenen Druckmedien mit verschiedenen Farbsätzen erstellt wurden.
Die TV-Wand bei Best Buy ist ein Riesenthema, das einen eigenen Post verdient (und auch erhält). Doch ich wollte es erwähnen, weil man Technologie bei dem Austausch von Farbdaten und der Interpretation von Farben unbedingt berücksichtigen muss.
Was sehen SIE tagtäglich?
Die Farbwissenschaft ist eine sehr technische Angelegenheit, bei der noch viel mehr Aspekte ins Spiel kommen als die, die ich hier kurz angerissen habe. In Kürze kommt Teil 3 in unserer Blogreihe zur Farbwahrnehmung: Wie die Umgebung unseren Augen einen Streich spielt.
Blogreihe zur Farbwahrnehmung |
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Teil 1: Die Wirkung von Licht |
Teil 2: Die Auswirkung auf die Fertigung |
Teil 3: Wie die Umgebung unseren Augen einen Streich spielt |
Teil 4: Menschliche Eigenschaften |