In einem hart umkämpften Marktumfeld suchen Markenartikler und Verpackungsdesigner nach Möglichkeiten, damit sich ihre Produkte im Verkaufsregal von Produkten der Konkurrenz abheben. Dabei geht es nicht nur um Farbe, sondern auch um Veredelungsmöglichkeiten, wie Folien, Effektlacke, Oberflächen mit weicher Haptik usw. Auch Designer verwenden immer kräftigere Volltonfarben, fluoreszierende und irisierende Farben – nicht nur beim konventionellen (analogen) Druck. Digitallösungen unterstützen mehr Verpackungsvariationen und ermöglichen kleinere Stückzahlen und kürzere Zykluszeiten.
Auffällige Farben und Oberflächenveredelungen steigern zwar die Attraktivität von Verpackungen im Verkaufsregal; allerdings ist dieser Trend auch mit einigen Herausforderungen für Verpackungshersteller verbunden. Die gleichen physischen Lichteigenschaften, durch die auffällige Farben und Oberflächenveredelungen für Kunden so attraktiv sind, erschweren ihre Messung. Wenn Licht reflektiert und so gebrochen wird, dass es aus Sicht des Betrachters Sparkle, d. h. einen Glitzereffekt, erzeugt, ist die dadurch auch entstehende Glanzkomponente für ein Spektralfotometer nur schwer zu messen.
Nachstehend finden Verpackungsdruckereien und -hersteller fünf nützliche Tipps, wie sie Verpackungen mit intensiven Volltonfarben und speziellen Finishes herstellen können, die dem gewünschten Design (Design Intent) entsprechen. Bei erfolgreicher Umsetzung dieser Tipps können sie großartige neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen.
Tipps zur Herstellung von Verpackungen mit intensiven Volltonfarben und attraktiven Veredelungen
1. Prozesssteuerung ist das A und O
Bei der Herstellung von Verpackungen aller Art spielt die Prozesssteuerung eine wichtige Rolle. Noch wichtiger ist sie bei Verpackungen mit Spezialfarben und speziellen Finishes. Daher ist die Implementierung einer Software für die Prozesssteuerung ein wichtiger Schritt, der die Auftragseinrichtung beschleunigen, die Beurteilung der Farbqualität nahezu in Echtzeit ermöglichen und Berichte erstellen kann, auf deren Basis Produktionsleiter Probleme beheben können. Berichte geben Markenartiklern auch eine größere Sicherheit, dass ihre Erwartungen erfüllt werden. Oft tragen sie dazu bei, den Zeitaufwand für Druckmaschinenprüfungen und Gespräche zur Beurteilung der Farbqualität auf ein Minimum zu reduzieren.
2. Was man nicht messen kann, kann man auch nicht managen
Diese Aussage des Management-Vordenkers Peter Drucker gilt fraglos auch für alle Hersteller von Verpackungen. In der Regel haben sie bislang Spektralfotometer mit 45°/0°-Geometrie für die Farbmessung in den verschiedenen Phasen des Produktionsprozesses verwendet. Spezielle Finishes und Veredelungen erfordern jedoch andere Messverfahren. Dies trifft insbesondere auf reflektierende, spiegelähnliche, metallic- oder perlglanzfarbene und strukturierte Oberflächen zu, die sich bei Verpackungen immer größerer Beliebtheit erfreuen.
Bei der Messung einer glänzenden Oberfläche mit einem Gerät mit 45°/0°-Geometrie wird das reflektierte Licht nicht vollständig erfasst. Dadurch sehen glänzende Oberflächen dunkler und gesättigter aus als die gleichen Farbproben mit matter Oberfläche. Tendenziell sind Spektralfotometer mit Kugelgeometrie vielseitiger, weil sie die Messung einer Farbe mit oder ohne Auswirkung der zugehörigen Oberflächeneffekte des Substrats ermöglichen. Zur präzisen Messung von Verpackungen mit Oberflächenveredelungen, deren Farbe sich je nach Betrachtungswinkel ändert, ist möglicherweise ein Mehrwinkel-Spektralfotometer notwendig. Diese Geräte kommen vor allem in der Automobilindustrie zum Einsatz, in der Effektlackierungen gang und gäbe sind. Wir gehen nicht davon aus, dass solche Oberflächenveredelungen in nächster Zeit bei Verpackungen üblich werden, glauben jedoch, dass sie insbesondere für Luxusartikel oder High-End-Produkte allmählich an Beliebtheit gewinnen werden.
Die Auswahl des jeweils richtigen Spektralfotometers ist ein entscheidender Aspekt des Farbmanagement-Workflows bei einem Verpackungshersteller.
3. Nutzung physischer und digitaler Referenzen
Viele Jahre lang waren physische Referenzen ein wichtiger Bestandteil eines Farbworkflows. Designer verwenden gern physische Referenzen, die sie anfassen und fühlen können, und nutzen physische Gegenstände oft als Inspirationsquelle. In der Druck- und Verpackungsindustrie helfen physische Referenzen Designern, Markenartiklern und Druckdienstleistern bei der Kommunikation ihrer Erwartungen und beim Management der Ergebnisse. Durch Alterung, Verblassen und unsachgemäße Nutzung und Behandlung können sich physische Referenzen jedoch im Laufe der Zeit verändern, was wiederum Missverständnisse und Farbfehler zur Folge haben kann.
Obwohl physische Referenzen nach wie vor eine kritische Komponente des Farbworkflows sind, bieten digitale Referenzen eine bessere Konnektivität. Sie sind präzise und lassen sich nachverfolgen. Die Werte ändern sich nicht im Laufe der Zeit wie bei ihren physischen Gegenstücken. Ein weiterer Vorteil eines digitalen Farbmanagement-Workflows besteht darin, dass sich die Farben bei Bedarf immer prüfen und aktualisieren lassen.
Digitale Farbreferenzen können der Türöffner für konstante Farbwiedergabe bei unterschiedlichen Bedruckstoffen, Druckfarben und Druckverfahren sein. Sie können auch mehrere Druckstandorte aufeinander abstimmen und Komponenten eines größeren Projekts weitaus effektiver miteinander kombinieren als bei der Arbeit mit mehreren physischen Referenzen. Bei digitalen Referenzen, ausgedrückt als Spektralwerte – der sogenannten DNA von Farben –, müssen alle unbedingt die gleichen Farberwartungen haben. Clevere Verpackungshersteller arbeiten in ihrem Betrieb mit physischen und digitalen Referenzen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Vorgehensweise in naher Zukunft überall durchsetzen wird.
4. Umwandlung der gewünschten Farben in erzielbare Farben
So seltsam es auch klingen mag: Eine Farbe anhand der Spektralwerte zu spezifizieren ist eine Sache, aber eine ganz andere, sie tatsächlich auch zu erzielen. Das liegt daran, dass sich das Druckverfahren, das Farbsystem und das Substrat auf das endgültige Aussehen der Farbe auswirken – ebenso wie die oben erwähnten innovativen Finishing-Verfahren. Wenn die Ladendekoration eines Geschäfts aus mehreren Komponenten besteht, wie Displays aus Wellpappe, im Offset- oder Großformatdruck erstellten werbetechnischen Anlagen, Produkten und Verpackungen, dann müssen alle Komponenten zueinander passen.
Wir gehen davon aus, dass Designer immer besser zur Spezifikation der Masterfarbe (des Masterstandards) und abhängigen Farben in der Lage sein werden, d. h. der Farbe, die ihnen beim Design auf dem Monitor oder Display angezeigt wird, und der abhängigen Referenzen unter Berücksichtigung des Substrats und Druckverfahrens. Es gibt cloudbasierte Tools, wie PantoneLIVE Design, ein Adobe®-Zusatzmodul, um anzuzeigen, wie sich Pantone-Farben beim Auftragen auf die gängigsten Druck- und Verpackungsmaterialien verändern.
5. Standards
Normungs- und Standardisierungsorganisationen versuchen, die Farbkommunikation zu verbessern. Das von X-Rite entwickelte CxF-Dateiformat ist eine inzwischen allgemein anerkannte Standardmethode zur Kommunikation von Farbe und anderer Metadaten und wurde als ISO 17972-4 – CxF/X4 – veröffentlicht. Auch bei anderen Standards liegt der Schwerpunkt auf der Kommunikation, hier speziell zwischen Markenartiklern und Druckdienstleistern. PRX (Print Requirements Exchange) und PQX (Print Quality Exchange) zur effizienten bidirektionalen Kommunikation durchlaufen gerade den Standardisierungs- und Normungsprozess. Außerdem hat X-Rite das offene Ökosystem für die Qualitätskontrolle von Markenverpackungen und das Lieferkettenmanagement für Unternehmen eingeführt, die die von den weltweit größten CPG-Unternehmen (Consumer Packaged Goods; Verbrauchsgüter) geleistete Arbeit nutzen möchten.
Diese Trends sollten genau beobachtet und ggf. in den Verpackungsworkflow übernommen werden.
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Möchten Sie in Bezug auf Standards in der Druck- und Verpackungsindustrie auf dem Laufenden bleiben? Dieser Blog gibt einen Einblick in neue Standards und technische Spezifikationen in der grafischen Industrie, damit Sie diese in Ihrem Druck- und Verpackungsworkflow nutzen können.
Neugierig, wie Sie attraktive, brillante Farben erzielen können? In diesem Blog werden die Möglichkeiten erläutert, einschließlich Druck von Prozess- und Sonderfarben und des immer beliebter werdenden Drucks mit erweitertem Farbraum.
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